Kritische Betrachtung der Vorstellung des Getxent Rasco durch Ford K9 / USA und KYNOTEC GmbH

Am 26.06.2024 stellten Ford K9 und KYNOTEC in einem YouTube-Video den Getxent Rasco vor, ein innovatives Gerät zur Unterstützung von Detektionshundeteams. Während das Gerät vielversprechend präsentiert wurde, gibt es wichtige wissenschaftliche und praktische Aspekte zu beachten, die in der Präsentation möglicherweise nicht ausreichend behandelt wurden.

Vorstellung und Anwendung des Getxent Rasco

Der Getxent Rasco ist ein spezielles Gerät, das an Staubsauger angeschlossen wird, um Luftproben aus verschiedenen Umgebungen zu entnehmen. Diese Proben werden dann in Getxent-Röhrchen gespeichert und für Geruchstests mit Hunden verwendet. Das Konzept klingt zunächst vielversprechend, jedoch wirft die gezeigte Vorstellung des Geräts durch Ford K9 und KYNOTEC einige eklatante Fragen auf.

Wissenschaftliche Bedenken

1. Kontamination durch Umgebungsluft: In der Demonstration wird Luft drei Minuten lang aus einer offenen Tasche mit einer Pistole gesaugt. Dies bedeutet, dass nicht nur der Zielgeruch der Pistole, sondern auch andere Geruchsmoleküle aus der Umgebung aufgenommen werden, was die Ergebnisse verfälschen kann. Der Hund könnte auf diese Fremdgerüche reagieren, anstatt auf den spezifischen Geruch der Pistole. Der Staubsauger selbst, ist aber genau in diesem Moment kontaminiert mit den eingesaugten Geruchsmolekülen und für eine anderweitige erneute Verwendung nicht mehr zu gebrauchen, da er auf Grund seines Materials (Plastik) nicht inert gereinigt werden kann. Das gilt auch für die Plastikpinzette im Video. 2. Unspezifische Kontrollröhren: Die Verwendung von "cleanen" Röhrchen in den anderen Behältern führt dazu, dass der Hund nur einen Behälter mit einem ausgeprägten Geruch vorfindet, was die Wahrscheinlichkeit einer Anzeige an diesem Behälter erhöht, unabhängig davon, ob dieser Geruch von der Pistole oder einer anderen Quelle stammt.

Verbesserungen für einen wissenschaftlich fundierten Test

1. Blind- und Doppelblindverfahren: Um sicherzustellen, dass keine unbewussten Hinweise auf den Hund übertragen werden, sollte weder der Hundeführer noch eine andere beteiligte Person wissen, welches Röhrchen den Zielgeruch enthält. Dies verhindert, dass der Hund durch subtile, unbewusste Signale beeinflusst wird. 2. Kontrollierte Geruchsstoffe: Anstatt leere Röhrchen zu verwenden, sollten Kontrollröhrchen mit spezifischen, aber unterschiedlichen Gerüchen gefüllt werden, die ähnlich komplex sind wie der Zielgeruch, jedoch deutlich unterschiedlich. Dies testet die Fähigkeit des Hundes, den spezifischen Zielgeruch zu diskriminieren. 3. Wiederholte Tests unter verschiedenen Bedingungen: Der Test sollte unter verschiedenen Umgebungsbedingungen wiederholt werden, um die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu erhöhen und sicherzustellen, dass der Hund tatsächlich den spezifischen Zielgeruch erkennt. 4. Tragen von Handschuhen: Das Tragen von Handschuhen um Kontaminationen zu vermeiden, sollte selbstverständlich sein. Und zwar für beide Akteuere. 5. Kontamination von weiteren technischen Hilfsmitteln: Auch die weiteren Hilfsmittel, zum Beispiel zum Einbringen in den Sauger, sind offensichtlich aus Plastik und können nicht inert gereinigt werden.  

Kynologische Perspektive

Aus der Sicht der Kynologie ist es entscheidend, dass die Trainingsszenarien so realitätsnah wie möglich gestaltet werden. Hunde reagieren sehr empfindlich auf Gerüche, und ihre Fähigkeit, spezifische Gerüche zu identifizieren, kann durch das Vorhandensein von Störgerüchen beeinträchtigt werden. Das Training sollte daher das Erkennen von Zielgerüchen unter "verrauschten" Bedingungen einschließen, bei denen auch andere Gerüche präsent sind.

Fazit

Die Präsentation des Getxent Rasco durch Ford K9 und KYNOTEC hat einige massive Schwächen aufgezeigt, die die Validität der Ergebnisse in Frage stellen. Eine wissenschaftlich fundierte Herangehensweise mit strengeren Kontrollen und realitätsnahen Testszenarien würde zu verlässlicheren und aussagekräftigeren Ergebnissen führen. Indem die Testmethoden verbessert werden, kann man sicherstellen, dass Detektionshunde optimal trainiert und eingesetzt werden, um ihre wichtige Arbeit effektiv und sicher zu erledigen.

Weitere Antworten auf Fragen die zu diesem Video gestellt wurden:

  1. Wie können Geruchstestverfahren mit Spürhunden verbessert werden, um spezifischere Ergebnisse zu erzielen?
    • Geruchstestverfahren können durch Blind- und Doppelblindverfahren, die Verwendung kontrollierter Geruchsstoffe und die Wiederholung der Tests unter verschiedenen Bedingungen verbessert werden, um spezifischere und zuverlässigere Ergebnisse zu erzielen.
  2. Welche Rolle spielt die Umgebungsgeruchskontamination bei der Arbeit von Detektionshunden?
    • Umgebungsgeruchskontamination kann die Ergebnisse verfälschen, da Detektionshunde auf Fremdgerüche reagieren könnten. Daher ist es wichtig, die Umgebungskontamination zu minimieren und realitätsnahe Testszenarien zu verwenden.
  3. Wie beeinflussen Blind- und Doppelblindversuche die Validität von Geruchstests mit Hunden?
    • Blind- und Doppelblindversuche verhindern, dass unbewusste Hinweise auf den Hund übertragen werden, und stellen sicher, dass die Hunde tatsächlich auf den Zielgeruch reagieren. Dies erhöht die Validität und Zuverlässigkeit der Geruchstests.

Durch eine kritische Betrachtung und Verbesserung der Testmethoden können wir die Effizienz und Genauigkeit der Detektionshundearbeit erheblich steigern und die Sicherheit der beteiligten Teams gewährleisten. Der Anwender und Betrachter des Videos sollte unterscheiden zwischen Videos, die einen konreten Lehrauftrag haben und Videos die zu einer Verkaufskampagne gehören. Text copyright: Karl-Heinz Klöpper 28. Juni 2024